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ECCE HOMO 2.0

Skulpturale Installation von Stephan Guber

Lebensgroße Holzfiguren präsentierte der Künstler im Rahmen einer Ausstellung in der Dankeskirche unter dem Titel „ecce homo 2.0“. Die Gäste wurden herausgefordert, den fremden „Besuchern", wie der Künstler sie nennt, innerhalb und außerhalb des Gotteshauses zu begegnen. Aus hellem Pappelholz bestehend, noch nicht durch Alter verwittert, und augenscheinlich auch keine Heiligen, gab ihre Präsenz an diesem Ort viele Fragen auf: Was ist der Mensch? Wie steht es um das Verhältnis zwischen Mensch, Kunst und Religion? Und was haben Kunst und Kirche miteinander zu tun?

In Stephan Gubers Werk geht es um die Verflechtung zwischen Göttlichem und Menschlichem, um das Rätsel der Verbindung von beidem. Der Titel der Ausstellung "ecce homo 2.0" bezieht sich auf den berühmten Ausspruch von Pilatus „Seht welch ein Mensch", als er den gepeinigten Christus dem wütenden Volk vorführt.

Rückblick auf die Ausstellung

Die Ausstellung war von Juli bis September 2014 geöffnet. Bitte klicken Sie hier für weiterführende Themen:

Ausstellungseröffnung am 5. Juli 2014

In einer inspirierenden Veranstaltung wurde die Ausstellung in der Dankeskirche eröffnet. Mitgewirkt haben

  • Kantor Frank Scheffler (Orgel)
  • Claus Dillmann (Saxophon)
  • Pfarrer Rainer Böhm, Ingrid Angermann, Dr. Friedhelm Häring und Pfarrerin Barbara Wilhelmi (Texte)

Psalm 8, 5-6

Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott,
mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.

Klicken Sie auf ein Bild und lassen Sie sich einfangen von der ganz besonderen Atmosphäre!


Bericht über die Eröffnung der Ausstellung

„Was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst; und des Menschen Kind, dass Du Dich seiner annimmst?“ Diese existenzielle Frage stellt der unbekannte Verfasser von Psalm 8, den Pfarrerin Barbara Wilhelmi bei der Eröffnung von Stephan Gubers Ausstellung „ecce homo 2.0“ am Samstagnachmittag, den 05. Juli 2014, in der Dankeskirche vortrug. Die lebensgroßen, hellen Pappelholzskulpturen des in Bad Nauheim geborenen und in Nidda ansässigen Künstlers stehen wie stille Gäste im Halbkreis vor dem Eingang zur Kirche, vor dem Chor, auf der Orgelempore und vor der sitzenden Christusgestalt. Über das Kirchenschiff verteilt sitzen einige von ihnen auf Bänken.

Etliche Figuren halten ihre Augen geschlossen; andere wiederum blicken den Betrachter mit weit geöffneten Augen an. Vorab umgibt sie eine Aura der Distanz. Hält man jedoch ihren blinden oder sehenden Blicken stand, wird der Abstand zwischen ihnen und dem Betrachter zunehmend geringer – im besten Fall beginnt jetzt ein stummer Dialog.

„Ecce homo“: „Seht diesen Menschen!“ Pontius Pilatus spricht die Worte, als er den gefangenen Jesus der wütenden Menge präsentiert. An anderer Stelle fragt er resigniert: „Was ist Wahrheit?“ Verbinden wir beide Aussagen, ergibt sich daraus die oben genannte Frage „Was ist der Mensch?“ Der Friedberger Kunsthistoriker Dr. Friedhelm Häring beginnt seine mit viel Beifall aufgenommene Einführung in Gubers Ausstellung mit der Aussage: „Kunst und Religion stellen, mögen ihre Antworten auch unterschiedlich sein, im Kern dieselben Fragen. Deshalb gehören Kunst und Kirche untrennbar zusammen. Mensch und Gott, Gott und Mensch – in welchem Verhältnis stehen sie zueinander?“. Liegt unendliche Distanz zwischen ihnen, oder gibt der Verfasser des achten Psalms die richtige Antwort, wenn er schreibt: „ Du hast ihn (den Menschen) nur wenig geringer gemacht als Gott. Mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“

Sind Gubers „bescheidene“, bewusst schlicht gehaltene Skulpturen ein stummes Zeugnis für die Gottebenbildlichkeit des Menschen? Sind sie ein Spiegel unserer selbst? Dr. Häring verweist auf den Philosophen Ludwig Wittgenstein. Von ihm stammt der oft zitierte Satz: „Worüber man nicht sprechen kann, davon soll man schweigen.“ Der Dialog mit Gubers so fremdartigen wie nahestehenden Gestalten wird stumm bleiben müssen. Dass eine andere künstlerische Ausdrucksform des Menschen, die Musik, seine Begleitung mit bildender Kunst nicht nur begleiten, sondern auch befördern kann, haben Stadtkantor Frank Scheffler und der Frankfurter Saxofonist Claus Dillmann mit vier kurzen Interludien eindrucksvoll dargetan.

Wetterauer Zeitung vom 09.Juli 2014

Vita Stephan Guber

Stephan Guber, 1965 in Bad Nauheim geboren, lebt und arbeitet in Nidda. Der Künstler studierte von 1987 bis 1989 an der FH in Wiesbaden. Den Umgang mit Erdmaterialien, seinem bevorzugtem Material, erlernte er jedoch im Selbststudium. In regionalen Künstlersymposien ist Guber regelmäßig vertreten. Seine Außenarbeiten sind u.a. in den Skulpturenparks in Eschborn, Bad Vilbel und Bad Salzhausen zu sehen. Zahlreiche Studienreisen und Arbeitsaufenthalte führten ihn außerdem nach Skandinavien, Ungarn und Australien.

Im Mittelpunkt von Stephan Gubers Arbeiten steht der Mensch. Seit mehr als 25 Jahren nähert der Künstler sich aus verschiedenen Richtungen und in unterschiedlichsten Medien, Grafik, Malerei, Bildhauerei und Installation diesem zentralen Thema. Hierbei stellt keineswegs nur die äußere Gestalt die Herausforderung dar, sondern es wird immer mehr dasjenige gesucht und thematisiert, was durch die Werke zum Ausdruck kommt, was wie unausgesprochen durch sie hindurch scheint.

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