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Jugendfahrt nach Italien 2012

Was könnte für eine Gruppe Schüler und Studenten interessant sein an einer kleinen Kirche in Italien, die sich vor Jahrhunderten von der Katholischen Kirche abgespalten hat? So einiges, wie es sich gezeigt hat. Vor allem natürlich, wenn es dafür an den Comer See und nach Mailand geht.

Anfang August fuhr eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener unter der Leitung von Pfarrerin Susanne Pieper und Pfarrer Friedhelm Pieper nach Norditalien, um die Spur der Waldenser-Kirche zu verfolgen und auch, um die Beziehung von Deutschen und Italienern vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse zu reflektieren.

 

Zunächst ging es für drei Tage nach Menaggio, einem kleinen Ort, der direkt am Comer See liegt. Das Youth Hostel, in dem wir unterkamen, lag direkt am See, und so wurde das perfekte Wetter auch viel zum Baden benutzt. Außerdem wurde die Geschichte der Waldenser beleuchtet, eine Geschichte, die in der gängigen Betrachtung der Reformation leider nur einen geringen Stellenwert einnimmt.

Wir hörten, wie Petrus Valdes im 12. Jahrhundert in Südfrankreich Menschen um sich versammelte, die den ihrer Meinung nach prunkvollen und verschwenderischen Lebensstil des katholischen Klerus anprangerten. Sie lebten fortan in selbstgewählter Armut und baten den Papst darum, das Recht zu erhalten, predigen zu dürfen. Die katholische Kirche jedoch sah eine Gefahr in ihnen und verurteilte sie als Ketzer. In den folgenden Jahrhunderten fand ein Katz-und-Maus Spiel statt, das sich über Südfrankreich, Süddeutschland und Norditalien ausbreitete. Überall dort lebten Waldenser in Bergdörfern, unerreichbar für die Soldaten, die gegen sie vorgehen sollten. Die Waldenser blieben jedoch trotz Verfolgung friedlich. Erst im 19., teils auch erst im 20. Jahrhundert wurde ihnen das Recht der religiösen Gleichstellung zuteil. Die Waldenser werden als protestantische Kirche angesehen und meist als „vorreformatorisch“ bezeichnet.

Betrachtet man nun die Reformation in den deutschen Gebieten, darf man diese nicht isoliert sehen. Ihr Nährboden liegt in einer Bewegung, die in verschiedenen Ländern um sich greift (so beispielsweise die Hussiten in Tschechien), also international zu sehen ist.

Am Comer See nun hörten wir diese Geschichte und blickten auf die Berge vor uns, in dem Wissen, dass dort oben einst die Waldenser ihre Dörfer hatten, von denen es ihnen verboten war, hinabzusteigen.

Eine Fahrt mit der Fähre über den See brachte uns nach Belaggio, wo wir einen Garten bestaunten, der sich über einen Kilometer am Ufer entlang erstreckte, jedoch nie mehr als 50 Meter breit war. Der Bauherr der dazugehörigen Villa hatte das Grundstück schon lange vorher dem italienischen Staat vermacht, die Pflege war ihm zu teuer geworden.

Nach den drei Tagen am Comer See fuhren wir weiter nach Mailand. Dort kamen wir in einem Hostel der Franziskaner Mönche unter. Wir sahen uns den Dom an, dessen Architektur es erlaubt, auf dem recht flachen Dach entlangzugehen und einen Blick auf Mailand zu werfen. Außerdem konnte man oben nahe an die Madonna herankommen, das Wahrzeichen Mailands. Die Scala, die Mailänder Oper, wurde ebensowenig ausgelassen wie das stadteigene Fort, das eine interessante Geschichte hat. Ein kleiner Höhepunkt der Tage in Mailand war die Besichtigung des Letzten Abendmahls von Leonardo da Vinci. Es hängt in dem ehemaligen Speisesaal des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie.

Außerdem trafen wir uns mit drei Pfarrern in einer lutherischen Gemeinde. Der lutherische Pfarrer, seine methodistische Frau und eine weitere, waldensische Pfarrerin standen uns Rede und Antwort und beleuchteten die Situation sowohl der Protestanten in Italien allgemein als auch die Situation der Waldenser und Methodisten (die mittlerweile fusioniert sind) im Speziellen. Es zeigte sich, dass es für Protestanten in Italien alles andere als einfach ist, sie jedoch nicht mehr unter Repressalien leiden, die man vielleicht erwartet hätte.

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