An diesem Sonntag steht der Sinn
bei vielen auf die Fastnacht hin.
Drum, ihr Lieben, will ich’s heut wagen,
gereimt die Predigt vorzutragen.
So wie's in manchen Kirchen Brauch,
so halte ich's heut morgen auch.
Es geht um Amos, den Propheten,
doch hören wir ihn hier nicht beten.
Er spricht von dem Zorn des Herrn,
davon sollen wir jetzt hörn -
als Ausnahm hier in dem Gedicht,
denn was er sagt, reimt sich nicht.
Propheten konnten wohl gut dichten,
doch reimen taten sie mitnichten;
in hebräischer Poesie
findet sich das Reimen nie.
So hört, was Amos allen schwur
in ungereimter Prosa nur.
[Predigttext Amos 5, 21-24:]
Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie
und mag eure Versammlungen nicht riechen.
Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert,
so habe ich kein Gefallen daran
und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen.
Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder;
denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören!
Es ströme aber das Recht wie Wasser
und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Ja, das hat man nun davon:
Da geht man in die Kirche schon
und wird sogleich dafür beschimpft
von Amos, der die Nase rümpft
(in seinem Buch, Kapitel Fünf).
Die Gottesdienste machen’s nicht,
auf Opfer ist Gott nicht erpicht,
nicht hören will er unser Singen
und wenn Instrumente klingen.
Ja, ihr Leut, es fragt sich nun,
solln wir das denn nicht mehr tun?
Die Pfarrer predigen doch vor:
„Geht in die Kirche! Kommt zum Chor!“
Was ist denn dabei verkehrt,
dass sich Amos so beschwert?
So lasst uns in Gedanken reisen
in Israels vergangne Zeiten
und schauen, wie es damals stand,
und was uns davon scheint bekannt.
Warum sprach Amos seinerzeit
von Recht und von Gerechtigkeit:
»Nur wenn die wie die Ströme fließen,
dürft Ihr das Leben auch genießen.«?
Gott hatte Israel gegründet,
und ein Grundgesetz verkündet
an Mose auf dem Sinai
als Überlebensstrategie.
»Die 10 Gebote und noch mehr -
sie sind Euch Hilfe. Bitte sehr:
Du sollst nicht töten und nicht stehlen,
dann wird an Gutem Dir nichts fehlen.
Du sollst die Ehe niemals brechen
und immer halten Dein Versprechen.
Du sollst nicht fremdes Gut begehren
und allen bösen Taten wehren.«
Doch wie das ist in dieser Welt:
Auch damals zählten Macht und Geld
viel mehr als religiöse Werte.
Mit Unrecht man sein Gut vermehrte.
Wer konnte, boxte sich nach oben
und hielt gewaltsam sich dort droben.
Die Reichen wurden immer reicher
sie bauten immer größre Speicher,
die andren aber – Gott erbarm
die wurden dabei bettelarm.
Denn war einmal die Ernte spärlich
so war's für jene gleich gefährlich.
So manches Mal in ihrer Not
wurd’ aus dem Saatgetreide Brot.
Kam dann das Frühjahr in das Land
kein Körnchen man zur Aussaat fand.
Und Mutter sprach zu ihrem Kinde:
„Geh zu des Großbauern Gesinde
und höflich frag den reichen Mann
ob er uns nicht was leihen kann.“
Der aber sprach mit einem Grinsen:
"Oh sicher, ja! - Doch - ich will Zinsen."
So ging das ganze Jahr um Jahr
bis alles dann sein Eigen war.
So pressten sie die Armen aus
und trieben sie oh weh, oh graus
am Ende aus dem Hause raus.
Der Reiche hat nun noch mehr Land
zusamm'gerafft in seiner Hand.
Der Arme aber hat den Hohn
und schuftet nun im Tagelohn.
Am Sonntag geh'n die Reichen beten
der Arme aber schaut betreten
wie sie die andren Menschen blenden
mit etwas Geld, das sie dort spenden.
Nein - gottlos warn die Großen nicht.
Die Priester machten Doppelschicht,
sprachen schnell Vergebung zu,
dann hat die liebe Seele Ruh.
Man hielt durchaus die Feiertage:
Erst kam die Kirch - dann das Gelage.
Doch, wie gesagt, gab es Kritik
an solch verfehlter Politik
der Priester, Reichen und der Großen,
die gegen Gottes Recht verstoßen.
Sie kam von Amos, dem Propheten,
der nach Visionen und Gebeten
bekämpfte ihre Heuchelei:
»Da ist kein Glaube mit dabei,
wenn gleichzeitig an Gott Ihr glaubt
und Euren Nächsten Rechte raubt.
Wenn Ihr Euch da mal bloß nicht irrt.
Es könnte sein, das Ganze führt
Euch alle noch in das Verderben,
und auch die Priester werden sterben,
wenn Gottes Zorn sich einst erhebt
und unter Euch die Erde bebt.«
So ist es später auch gekommen:
Das Nordreich wurde weggenommen.
Amos hatte Recht behalten.
Darum hat man von diesem alten
Propheten Worte aufgeschrieben.
Durch die Jahrhunderte sie blieben
ein Mahnwort an die Genrationen,
dass Unrecht könne sich nicht lohnen:
»Gott könnte die Geduld verlieren,
weil wir uns auch nicht gut aufführen
auf Kosten noch viel Schwächerer.«
Auch unsre Zeit gibt dafür her
Stoff zur Kritik auf viele Weise,
so enden wir unsre Zeitreise.
Und komm’n in Deutschland wieder an.
Würd’ Amos, der Gottesmann,
heut hier bei uns in Deutschland wohnen,
würd’ er dann unsre Großen schonen?
Man parkt im Ausland schwarzes Geld
und spielt den Saubermann von Welt.
Damit die Aktienkurse steigen
spielt jeder den Entlassungs-Reigen.
Familien werden arbeitslos
egal – der Aktienkurs wird groß!
Und will ein guter Freund sein Geld anlegen,
kommt dies manchem ganz gelegen,
Wo eine wäscht die andre Hand,
verlässt die Moral schnell unser Land.
Jeder hat sich schon beschwert,
was alles läuft bei uns verkehrt.
Aber bevor wir uns beschweren,
müssen wir bei uns auch kehren,
und nicht nur vor des Nächsten Tür.
Auch wir selbst könn’n was dafür.
Um dem Recht im Weg zu stehn,
um Gerechtigkeit zu übersehn,
muss man nicht reich sein, ohne Frage -
jeder ist dazu in der Lage.
Würd Amos heute bei uns sein,
was fiel ihm zu uns allen ein?
Es könnte sein, dass er uns drohte
mit dem Verweis auf die Gebote,
die Gott einst gab am Sinai.
Schon die Konfis kennen sie.
Er könnte sie uns jetzt vorhalten,
den Jungen, Mittleren und Alten.
Zum Beispiel könnte ich hier nennen,
was wir als drittes Gebot kennen.
Denn sein Sinn, den Sonntag achten,
ist überhaupt nicht zu verachten.
Wunderschön für uns gemacht:
Nehmt euch - so ist es gedacht -
Zeit für die Seele, Zeit für Gott.
Doch viele bleiben in dem Trott
des Alltags ganz gefangen.
Kaum wird in die Kirch gegangen.
Wär wenigstens mehr Zeit für Kinder
und für sich innerlich nicht minder
statt auch am Sonntag noch zu kaufen,
dauernd in die Stadt zu laufen.
Das siebt Gebot, »Du sollst nicht stehlen«,
schärft ein, es sollte nie was fehlen
von fremdem Gut und fremdem Geld.
Doch halten wir`s so in der Welt?
Man kann die Welt nicht nur benützen.
Man muss auch seine Umwelt schützen.
Auch damit bricht man die Gesetze,
vergeuden wir der Erde Schätze.
Vom Lügen sprach das acht Gebot.
Auch Rufmord macht den andern tot!
Man handelt nicht aus Nächstenliebe,
wenn man mitmobbt im Betriebe.
Und wenn wir in der Kirche sitzen,
dürfen wir das nicht benützen,
uns auszuruhn mit gutem Gewissen
wie auf `nem sanften Ruhekissen.
Der Gottesdienst, schärft Amos ein,
darf niemals ein Ersatz uns sein,
das Gute, das wir kennen nun,
dies Gute dann auch schnell zu tun.
Ein Gottesdienst, der hat nur Sinn,
wenn ich bedenke, wie ich bin,
und was ich tun kann für die Welt,
sei es mit, sei’s ohne Geld.
So könnte ich noch mehr euch sagen,
wo Menschen sich und andere plagen.
Doch eigentlich, so glaube ich,
wissen wir ja innerlich,
was uns gut tut und was nicht.
Aber ha’m wir uns danach gericht’?
Das rechte Tun ist manchmal schwer,
und unbequem, und manchmal sehr.
Doch Amos hat ein schönes Bild
von Gottes Recht und dass es gilt.
Die Erde ist für ihn ein Land
fast wie's im Paradies sich fand:
Sie ist durchwoben und durchzogen
von Gottes Recht wie Wasserwogen,
die sich durch eine Gegend ziehen
und alle Dürre muss da fliehen.
Jedoch der Mensch mit seinem Sinn
baut hier und da 'ne Sperre hin
und stoppt das Recht und hält es auf
und hemmt des Rechtes freien Lauf.
Drum lasst das Recht unter euch fließen,
freut euch des Guten, lasst es sprießen!
Schaut nicht nur auf den eignen Nutzen.
Und - seht ihr Unrecht – tut ihm trutzen.
Stellt ihr dem Unrecht euch entgegen,
dann – glaubt es mir – seid ihr ein Segen.
Gott will nicht, dass wir Trübsal blasen,
sondern, dass wir Unrecht hassen.
Das bloße Zeigen trüber Minen
tut weder Gott noch Armen dienen.
Also: lebt nicht als die Miesepeter!
Seid unserm Gotte frohe Beter!
Drum: Macht sich breit die Faschingszeit
lobt Gott mit eurer Fröhlichkeit;
tanzt, singt und springt, seid heiter
im Alltag drauf gebt Gutes weiter!
Lasst euch die Tage nicht verdrießen,
man kann das Leben schon genießen,
wenn man auch immer mitbedacht,
was unserm Nächsten Freude macht.
Das wär für’s Leben guter Samen -
ich schließe nun und sage: Amen.
Und Gottes Friede allezeit
segne euch in Freud und Leid,
bewahre euer Herz und Sinn
auf unsern Christus Jesus hin.